Heise Haus: Volker Heise über die Produktion in Belarus

Wir werden gerade in den letzten Tagen oft zur Situation in Belarus (umgangssprachlich auch Weißrussland genannt) befragt: Dort demonstrieren viele Menschen friedlich gegen den erneuten Wahlerfolg ihres Präsidenten Alexander Lukaschenko, der wiederum gegen die Demonstranten vorgeht und dem Westen vorwirft, sich in seine Innenpolitik einzumischen und mit Grenzschließungen droht. Und hier sind wir beim Thema: Wie gehen wir damit um, wenn tatsächlich die Grenzen zur EU geschlossen werden sollten? Und warum überhaupt Belarus?

Unsere hohe Qualität zu unseren Preisen können wir nicht in Deutschland, Österreich oder in der Schweiz erreichen. Das Material kostet weltweit dasselbe, aber die Standortkosten sind höchst unterschiedlich: Mit einer Produktion in Deutschland oder Österreich müssten wir mindestens 30 % höhere Preise anbieten, und in der Schweiz mindestens 50 % mehr. Wohl gemerkt bei gleichbleibender Qualität.

Günstige Standortkosten bei akzeptablen Transportkosten finden sich nun im näheren Osten, beispielsweise in Ostpolen, Litauen oder eben Belarus, gleich hinter Polen. Und in Belarus haben wir gerade viele uns zur Verfügung stehende, sehr gute ausgebildete und hoch motivierte Facharbeiter. Da wir nicht nur den durchschnittlichen Lohn von 400 USD pro Monat zahlen, sondern 800 USD sind wir sehr anziehend. Darüber hinaus schätzen die Kollegen dort unseren strukturierten und fairen Arbeitsstil und neigen sowieso nach Deutschland und Westeuropa. Enorme Vorteile, die uns eine gute Qualität und eben leistbaren Luxus für unsere Kunden ermöglichen.

Unsere Strategie sieht nun wie folgt aus:

  1. Sollte es zu Sanktionen des Warenverkehrs zwischen der EU und Belarus kommen, können wir immer noch über Russland in die EU liefern. Die weitere Strecke macht den Transport nicht wesentlich teurer und wird von uns übernommen.
  1. Sollte es dann auch noch zu Warenverkehrssanktionen zwischen der EU und Russland kommen: Wir planen eine Fabrikation in Litauen oder in Ostpolen. Beide Orte bzw. Gegenden bieten günstige Voraussetzungen und der Transport nach Westeuropa wird kürzer und günstiger.

Unsere wichtigen Handwerker haben auch typischerweise eine gute Beziehung mit den Menschen dort. Und gerade Ostpolen ist für viele nicht weiter entfernt als Minsk, sodass sich deren Anfahrt nicht verschlechtert. Deshalb haben wir ihr Feedback bekommen, dass Sie auch dort arbeiten werden. (Hintergrund: Unsere Handwerker arbeiten typischerweise 1 ganze Woche bis zu 1 ganzen Monat durchgehend für uns.)

Eine Halle mit Ausrüstung ist dort auch schnell bezogen, sodass es in dieser Phase nur zu geringen Verzögerungen kommen könnte – muss aber nicht. Und wir arbeiten schon jetzt daran, um uns damit abzusichern und zu verbessern.

Deutschland und die EU sind an einer Fortführung des Warenverkehrs interessiert, um die Menschen dort nicht zusätzlich zu belasten. Und vor Ort arbeiten auch alle wie immer. Und das müssen sie auch, denn den Menschen und dem Staat fehlen die Rücklagen.


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